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Abstrakter Prozessor

Ein konkreter Prozessor ist ein nackter digitaler Rechner mit einem rudimentären Betriebssystem, den man lediglich in binärer Maschinensprache programmieren kann. Jedes Programm, das erlaubt, ihn in einer abstrakteren, höheren Weise zu programmieren, heißt abstrakter Prozessor. So ist der Assembler, eventuell ein C-Kompiler der nächsthöhere usw. Auf diesen maschinenorientierten abstrakten Prozessoren bauen die problemorientierten auf: höhere Programmiersprachen, grafische Entwicklungsumgebungen usw. Die virtuelle Java-Maschine (JVM) die Java-Zwischencode interpretiert, ist ein gutes Beispiel. Ein außergewöhnlich mächtiger abstrakter Prozessor ist die "Abstrakte Prolog-Maschine", APM. Der höchste abstrakte Prozessor wird der KI-Prozessor sein. Die Wahl des abstrakten Prozessors ist entscheidend für die Problemlösung.
Bestimmte abstrakte Prozessoren bedecken die gesamte begriffliche Oberfläche des Rechners und verwehren damit dem Menschen, andere, mächtigere, spezialisierte abstrakte Prozessoren zu bauen.

Schlußfolgerungen
Ein abstrakter Prozessor ist die programmtechnische Modellierung einer der Realität abgeschauten (nichtsprachlichen) Begriffswelt auf einem durch die Technik vorgegebenen konkreteren Prozessor.
Daraus folgt einerseits:
- der evolutionäre Charakter der Informatik als Erkenntniswerkzeug,
andererseits:
- ihr manipulativer Charakter im Erzwingen einengender virtueller Realität.

Der "Computer" wird heute weithin nur noch als medialer Prozessor verstanden, dessen Hauptfunktion das Herstellen eines bestimmten interessengebundenen Nutzungsbildes ist, nicht aber die unbegrenzt reichhaltige Offenheit zur Modellierung der Welt.
Damit verliert Informatik die Legitimation einer seriösen Wissenschaft, die sie bis 1985 aufbaute. Sie liegt heute überraschend weit unter dem Niveau der 80er Jahre. Manch hochqualifizierter Informatiker beklagt, es gäbe überhaupt keine Informatik mehr.

Wir müssen die Evolution des abstrakten Prozessors von den Interessen bestimmter Produzenten trennen. Dies ist ein Anliegen der freien Informatikbewegung. Wenn das gelingt, wird Informatik erneut nützlich und spannend sein.

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